Sehr geehrter Herr Idries,
aus Ihrem Kommentar vom 16.11. 2017 in den Aachener Nachrichten (AN) zur Kraftwerksbesetzung ist so etwas wie Ausgewogenheit heraus zu lesen.
Wenn man allerdings genauer hinschaut, erweist sich das als Schimäre. Denn über gefühlte „Gleichbetrachtung“ zweier Lager kommen Sie nicht hinaus, ihre Meinung. Vor allem fehlt die sachliche Komponente.
Es geht eben nicht darum, ob ich für oder gegen bestimmte Formen der Energiegewinnung bin. Es geht darum, wie die Stromversorgungssicherheit in Deutschland so gestaltet werden kann, dass sie möglichst umwelt- und klimaverträglich ist. Und Deutschland dabei ein Land des Wohlstands, der Innovation und des Fortschritts in jeder Hinsicht bleibt. Wo die Menschen mehrheitlich (noch) gut und gerne leben.
MehrKlar:
Man kann sagen „Abschalten“, „Raus aus… “ usw. Genauso wie eine in der Sache durch nichts legitimierte Frau in 2015 entschieden hat „Grenzen auf!“
Und dann heißt es apodiktisch „Wir schaffen das!“
Doch unter uns: Das sind doch einfach nur ´spinnerte` Ideen, deren Konsequenzen in keiner Weise absehbar waren/sind. Deren Konsequenzen nicht mal kalkuliert werden/wurden. Weder im Bereich Energie, noch in der Zuwanderung.
Nun zu den Details Ihres Kommentars.
„Man sollte die Menschen, die gestern das Kraftwerk in Weisweiler besetzt haben, fragen, was sie mit ihrer Aktion bewirken wollten. Ging es um mediale Aufmerksamkeit? Bingo. Dieses Ziel haben die Aktivisten, Straftäter, Kriminellen (suchen Sie sich den Terminus aus, der Ihnen am besten passt) definitiv erreicht.“ Alle grün-kursiven Zitate aus Kommentar Amien Idries AN 16.11.2017: Hier klicken
Die 13 Kraftwerksbesetzer sind Kriminelle. Da gibt es nichts auszusuchen. Ihre Taten sind durch nichts, was im Rechtsstaat von Belang ist, gedeckt.
Ein übergesetzlicher Notstand liegt eingedenk der Sachlage – Deutschland ist lediglich für etwa 2% (davon wiederum nur etwa 3% durch Menschen verursacht) des CO2-Ausstoßes verantwortlich – schon mal überhaupt nicht vor. Da sind 1,6 Gigawatt Kohleverstromung Weisweiler unterbrochen für ein paar Stunden für das Klima ein „Klacks“. So denn CO2 tatsächlich für die Erderwärmung die Rolle spielt, die dem Spurengas zugedacht wird. Was ich berechtigt bezweifle.
Kurz: Es waren Kriminelle. Keine Aktivisten oder sonst wer.
Warum sagen Sie, warum sagen die Aachener Nachrichten das nicht?
„Sollte es um andere Ziele gegangen sein, dürfte die Kritik differenzierter ausfallen. Sarkastisch könnte man anmerken, dass dem Klimaschutz gedient wurde, weil das Kraftwerk mit verminderter Kraft fahren musste und RWE ungewollt seine CO2-Bilanz aufbessern konnte.“
Es geht nicht um die CO2 – Bilanz eines Kraftwerks. Es geht – angeblich – um das Weltklima. Wenn dann der fehlende Strom aus einem anderen Kraftwerk bezogen wird, dann ist es in aller Regel Atom- oder Kohlestrom. Nun, Kernenergie ist ja besonders böse. Und Kohlestrom von sonstwo: Wo wäre der Gewinn für das Klima?
Das, was Sie schreiben ist kein Sarkasmus. Es ist eine Luft=Nullnummer.
„Bei allen anderen mutmaßlichen Zielen war die gestrige Aktion aber eine grandiose Pleite der Braunkohlegegner. Dabei geht es vor allem um die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Setzt man voraus, dass es bei der Durchsetzung von politischen Zielen in demokratischen Gesellschaften darum geht, die Bevölkerung auf seine Seite zu ziehen, war die Besetzung kontraproduktiv. Wer das nicht glaubt, sollte mal einen Blick auf die Kommentarspalten auch unserer Onlineauftritte werfen, wo das Verständnis für Braunkohlegegner gen null geht.“
Sie haben Recht. Die Bürger mucken auf. Das belegen allein die Leserbriefe (Hier und hier klicken) zur letzten „Ende-Gelände“-Aktion mit Pferdeskandal.
„Ideologie auf beiden Seiten
Das liegt zum einen an einem merkwürdigen Rechtsstaatsverständnis mancher Facebook-User, die mit Blick auf die Braunkohlegegner am liebsten zur Selbst- oder Lynchjustiz greifen würden. Es liegt aber in erster Linie an den Aktivisten selber, die mit Aktionen wie der gestrigen für Kopfschütteln sogar bei denen sorgen, die beileibe keine RWE- oder Braunkohlefans sind. Inzwischen ist die Debatte derart aufgeheizt, dass sich die mäßigenden Stimmen kaum noch Gehör verschaffen können.“
Grenzwertiges Verhalten von einzelnen Personen – auch wenn es hunderte oder gar tausende wären – in den sogenannten sozialen Netzwerken, sind niemals Maßstab für Meinung von sachlich denkenden Menschen, die sich kritisch z. B. mit der Energiegewinnung auseinandersetzen. Die Beiträge dieser Menschen kommen in der Debatte aber leider nicht oder nur sehr selten vor.
Facebook & Co sind kein Ersatz für sachliche Debatte. Die auf mehreren Ebene geführt werden muss. Die sicher nicht einfach ist. Dennoch ist sie möglich.
Genau da sollten Medien ansetzen. Doch das wird nachhaltig nicht gemacht. Weder bei „Tihange“ bzw. Kernenergie generell, noch bei Energie, CO2 usw. allgemein.
Die AN schlagen sich regelmäßig auf die Seite der vermeintlich Guten, die in Sachen Hambach/RWE über alle Stränge schlagen. Erst wenn der „Protest“ kontraproduktiv, weil hochkriminell wird, kommt ein windelweicher Kommentar wie der Ihrige. Weil es nicht mehr anders geht.
Nochmal: Es geht nicht um Aktivisten oder Braunkohlefans bzw. Braunkohlegegner. Es geht um sachliche Fragen. Die stellen Sie, die AN nicht.
„Beide Seiten werfen nun uns Journalisten vor, einseitig zu berichten. Wir würden die Aktivisten kriminalisieren, sagen die Braunkohlegegner. Deren Gegner sehen wiederum eine seit Langem laufende Verharmlosungskampagne der Medien.“
Selbstverständlich berichten die Aachener Nachrichten einseitig. Weil sachliche Argumente nicht vorkommen.
Über der gesamten Berichterstattung steht die angebliche Zerstörung der Erde durch die Erderwärmung wegen steigender CO2-Konzentration in der Luft.
Exkurs:
Jedes noch so kleine Fitzelchen nicht erneuerbarer Energiegewinnung ist Baustein und Ursache einer angeblichen Weltvernichtung.
Wobei sich besonders in Deutschland viele Menschen berufen fühlen, hier, hier im kleinen, im Weltmaßstab unwichtigen Deutschland alles richtig zu machen.
Dabei würde sich an der Klimasituation weltweit praktisch nichts ändern, wenn Deutschland ab sofort KEIN CO2 mehr produzieren würde.
In den nächsten Jahren werden Indien, China und viele, viele aufstrebende Drittweltstaaten die „Einsparung“ Deutschlands wettmachen, mehr als „ausgleichen“. Das belegt die Grafik links oben sehr schön. Da hilft auch das Pariser Abkommen nicht. Noch so viele Klimakonferenzen mit zig-tausenden Teilnehmern sind praktisch sinnlos. Sinnlos verblasenes CO2. Da wird kein Klima geschützt, da wird Schuld zu gewiesen und Geld verteilt, von den Schuldigen(Industriestaaten) zu den angeblichen Opfern (Rest der Welt).
Als z. B. die Türkei realisierte, dass sie nicht zu den Opfern des Klimawandels gehört, wurde das Pariser Abkommen schon mal in Frage gestellt.
Genau so wenig, sich am Klima etwas ändert, weil z. B. Frankreich den Kohleausstieg ankündigt. Das Land verbrennt kaum Kohle, weil es seinen Strom fast komplett aus Kernenergie generiert. Apropos:
2022 will Deutschland sich komplett von der Kernenergie verabschieden.
85.000 Gigawatt Strom müssen dann ersetzt werden. Ein Großwindrad neuester Generation bringt 40 Gigawatt. Sonne scheint aber nur tagsüber. Auch in Deutschland.
Die gesamten seit 1990 aufgebauten Wind- und Solaranlagen in Deutschland sorgen für 18% der Stromversorgung. Das sind 117.000 Gigawatt. Es müssten also 73 % Erneuerbare hinzukommen. Um rein rechnerisch den Atomausstieg auszugleichen. Bis 2022.
Ist das realistisch? Nein!
Und auch wenn es gelingen würde, die 73% zusätzlichen Wind- und Sonnenanlagen aufzubauen:
Kernenergie liefert nachhaltig und zuverlässig Strom. Z.B. um Stromfehlzeiten auszugleichen, in denen es dunkel ist und kein Wind weht (Dunkelflaute). Das schaffen die 73% neu gebauten Sonnen- und Windkraftwerke naturgemäß nicht. Warum, leuchtet ein, oder? (Anteil Sonne 2017 proTag: Hier klicken//Anteil Wind 2017 pro Tag: Hier klicken)
Welche Energie schafft den Ausgleich?
Stein- und Braunkohle! Oder Strom aus dem Ausland. Produziert mittels Kernenergie und/oder Stein- oder Braunkohle.
Oder Deutschland kommt mit weniger Energie aus. Industrien ziehen ab. Deutschland deindustrialisiert sich.
Merken Sie, dass ich noch nicht vom Kohleausstieg gesprochen habe. Der würde die Deindustrialisierung massiv beschleunigen.
Ich werde den Verdacht nicht los, dass wirkstarke Minderheiten, zu deren „militärischem Arm“ z. B. die Hambacher „Braunkohlegegner“ gehören, genau das wollen. Motto: Es gibt nur noch 200 statt 550 Fahrzeuge pro tausend Einwohner; aber niemand hat eine Einbuße. Das ist doch lächerlich!
Exkurs Ende
Was sagen Sie zu den im Exkurs beschriebenen Sachverhalten? Ist das ideologiebverbrämt?
„Mal abgesehen davon, dass Vorwürfe von beiden Seiten meist für eine weitgehend ausgewogene Berichterstattung sprechen, steckt dahinter noch mehr. Bei der Debatte um die Braunkohle geht es um die großen Fragen: Klimaschutz, Naturschutz, Arbeitsplätze, Energiesicherheit. Und große Fragen provozieren eben tiefe Gräben. Je tiefer dieser Graben, desto überzeugter sind die beiden Lager, im Recht, wenn nicht im Besitz der absoluten Wahrheit zu sein. So argumentiert der „Aktivist“, er kämpfe für eine höhere Sache wie den Klimaschutz, weswegen er sich das Recht herausnimmt, sich über das Gesetz zu stellen und ein Kraftwerk zu besetzen oder einen Tagebau zu stürmen.
Das wiederum empfindet der Gegner des Braunkohlegegners nicht zu Unrecht als Angriff auf unser Rechtssystem. Mit diesen „Ökoterroristen“ werde sowieso viel zu sanft umgegangen. Mit dieser Haltung ist es nur ein kleiner Schritt, bis er seinerseits kein Problem mehr damit hat, die Aushebelung des Rechtssystems zu fordern.
Wir leben in einem demokratischen Rechtsstaat. Wer gegen den Abbau von Braunkohle ist, hat das Recht dazu. Ihm stehen legale Wege zur Verfügung, dieser Meinung Ausdruck zu verleihen. Wege, die übrigens von vielen Menschen in unserer Region genutzt werden. Wer allerdings, ideologisch verbrämt, Kraftwerke besetzt, bricht geltendes Recht und muss mit den Konsequenzen für sein Handeln rechnen.
Ebenso hat derjenige, der für den Abbau von Braunkohle ist, das Recht dazu. Auch ihm stehen viele legale Wege zur Verfügung, dieser Meinung Ausdruck zu verleihen. Wer allerdings ideologisch verbrämt hetzt und das Recht der Anderen am liebsten außer Kraft gesetzt sähe, dem muss klargemacht werden, dass auch er den Boden unseres Rechtsstaates verlässt.“
Die von mir im Exkurs referierten Tatsachen finden in der Berichterstattung der AN , der meisten Medien keinen Raum. Genauso wenig wie viele weitere, die dem Bürger vorenthalten werden.
Deshalb ist die Berichterstattung einseitig.
Es wird der Gute Gedanke der Menschheitsrettung unterstellt. Nur die Wege seien eben – wie bei der Kraftwerksbesetzung – grenzwertig.
Die faktische Unmöglichkeit aus Kernenergie und Kohleverstromung auszusteigen, ohne massiven Wohlstandsverlust und/oder ohne Stromimport aus Drittstaaten, dieser Sachverhalt wird nicht kommuniziert.
Rechtsbrecher sollten so bestraft werden, dass ihnen die Rechtsbrüche vergehen. Egal, was sie befürworten oder wogegen sie sind. Es darf keinen Bonus für irgendwas geben. Und sei der Gedanke noch so „GUT“.
Da sind 13 freigelassene Kraftwerksbesetzer eben kein gutes Zeichen, welches unser Rechtsstaat setzt. Meine Meinung.
Es geht eben nicht um Recht haben. Es geht um die Macht des Faktischen. Es reicht nicht, sich etwas zu wünschen.
Zum Schluss noch ein solches Wunschbeispiel:
Weil Griechenland zur „Wiege Europas“ gehört, hat die Politik trotz massiver Bedenken von Fachleuten S. 175 ff und 340, ff, das Land in die Eurozone aufgenommen.
Nicht Fakten, der Politische Wille (=ein Gute Gedanken) zählte. Man glaubte, es werde sich mit der Zeit schon alles richten.
Nach 10 Jahren war der Spuk vorbei. Zahlen muss der einfache Grieche. Weil Zahlen nicht lügen. Das Land kommt niemals mehr alleine auf die Füße.
Bleibt die spannende Frage, warum die so genannten (Klima-) Experten eingedenk der oben beschriebenen Fakten nahezu allesamt davon überzeugt sind, dass die Transformation – Deutschland ohne Atom und Kohle – gelingen wird.
Eine Frage, die Sie, die AN, Medien, die angeblich Vierte Gewalt stellen sollten. Und nicht einfach affirmativ alles abnicken, was sich Gut anhört.
Gewogene Grüße
Rüdiger Stobbe, alleiniger Betreiber des Politikblogs MEDIAGNOSE
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Artikel zum Kohleausstieg: Hier klicken
Artikel zur Luftverschmutzung durch NO2 und Fahrverbote: Hier klicken
Artikel zu Tihange: Hier klicken
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