… wie wir sie in unseren westlichen Köpfen haben, wie wir einen Staat verstehen.
Selbstverständlich gibt es auch dort Minimalstrukturen, die es ermöglichen, mit der internationalen Staatenwelt zu kommunizieren, in der internationalen Staatenwelt präsent zu sein.
Sobald man aber genauer hinschaut, erinnern diese Staaten an die Zeit des Feudalismus in Europa.
An der Spitze steht der König – heute die Familie, die den König stellt -, dann gibt es die Adeligen, die ihr Territorium beherrschen und ausbeuten. Das sind heute die anderen mächtigen Familien der Nahoststaaten, die ihren Teil des Öls, welches sie aus ihrem Grund ziehen, in Kapital umwandeln.
Diese Ölrente begründet den sagenhaften Reichtum, die Macht der meisten Golfstaaten, bzw. der Familien dort. Gäbe es das Öl nicht, wären sie noch heute wandernde Beduinen. Und wahrscheinlich bitterarm.
Diese Struktur ermöglicht es, zu behaupten, z. B. Saudi-Arabien unterstütze den Terror nicht. Nein, der Miniverwaltungsapparat, der „Staat“ ganz sicher nicht. Familien in Saudi-Arabien aber unterstützen den Terror sehr wohl, u. a. den IS !
Die Familie Osama bin Ladens ist ein eindrucksvolles Beispiel für meine Behauptung.
Durch die islamischen Strukturen – der Islam ist im Prinzip das die Familien, Stämme, Clans verbindende Element – gehtein tiefer Riss.
Dieser Riss ist eine der Hauptursachen des Nahostkonfliktes.
Katar ist eher dem Iran zugeneigt. Dem Iran der mehrheitlich und als „Staat“ an die schiitische Form des Islam glaubt. Und natürlich meint, alle anderen seien auf dem Holzweg.
Umgekehrt ist es bei Saudi-Arabien. Dort gilt die Sunna als „richtig“. Alle anderen, also Katar, der Iran usw., sind auf dem Holzweg.
Nicht nur Katar, auch Saudi-Arabien unterstützt den Terror.
Nicht direkt. Über die Familien. Über Mittelmänner. Nie direkt.
Nun ist Saudi-Arabien viel mächtiger als Katar, in dem es bei 2.700.000 Einwohnerns nur 300.000 Kataris gibt. Die saudi-arabische Bevölkerung ist insgesamt weit über 10 mal so zahlreich.
Das Land ist riesig. Katar ist nur ein Anhängsel der arabischen Halbinsel.
Da Saudi-Arabien nach dem Besuch des US-Präsidenten Donald Trump* offensichtlich beweisen möchte, dass es den „Kampf gegen den Terror“ ernst nimmt, wird das schiitisch orientierte Katar isoliert.
Schiitischer Terror ist der wirkliche Terror.
Sunnitischer Terror, der von Saudi-Arabiens Familien unterstützte Terror, ist in den Augen der Saudis kein Terror. Es ist der…
Kampf für den wahren und guten Islam.
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*Donald Trump hat schlechte Berater.
Der Sachverhalt, den ich soeben beschrieben habe, ist ihm nicht bekannt. Sonst hätte er die Saudis nicht aufgerufen, gegen den Terror, den diese immer als schiitischen Terror sehen, zu agitieren, sondern daran apelliert, die eigene Terrorunterstützung durch saudische Familien zu unterlassen.
So tragen die Vereinigten Staaten zur weiteren Destabilisierung des Nahen Ostens bei. Konflikte werden verschärft.
Fatal!
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Ein Gedanke zu „Saudi-Arabien, Katar & Co.“
Naher Osten
Die USA haben ihren Einfluss auf arabische Länder weitgehend verloren
Der Besuch von US-Präsident Biden hat gezeigt, dass die USA ihre Vormachtstellung im Nahen Osten verloren haben. Warum das so ist und was das bedeutet.
Die Vormachtstellung der USA im Nahen Osten schien in Stein gemeißelt, seit die USA in den 1970er Jahren mit Saudi-Arabien den Petrodollar ins Leben gerufen haben. In den 1990er Jahren haben sich die USA nach dem Irakkrieg auch militärisch dort festgesetzt und riesige Militärstützpunkte in der Region aufgebaut, die ihre Macht weiter gefestigt haben. Lange ging ohne die USA nichts in der Region. Nun scheint das Vergangenheit zu sein.
Die ungeliebten Gäste
Die Hegemonie der USA war in der Region nie sonderlich beliebt. Das hat viele Gründe. Da wäre zum Beispiel die bedingungslose Unterstützung der USA für Israel, das aus Sicht der Araber die islamischen Brüder, die Palästinenser, blutig und brutal unterdrückt.
Auch war es in der arabischen Bevölkerung mehr als unbeliebt, dass „die Ungläubigen“ mit ihrer Anwesenheit das „heilige Land“ Saudi-Arabien mit seinen vielen für den Islam heiligen Stätten „entehren“. Hinzu kommt die Arroganz der USA, aller Welt ihre Politik und ihre „Werte“ aufzuzwingen, von denen viele mit den Islam, wie er in den Ländern gelebt wird, unvereinbar sind.
Dass man sich trotzdem auf die USA als Partner eingelassen hat, hatte rein pragmatisch Gründe. Die USA boten den arabischen Ländern Schutz vor dem aufstrebenden Iran, der eine Machtstellung in der Region fordert. Die USA haben im Tausch dafür, dass die Länder ihr Öl nur in Dollar gehandelt und so die gigantische Nachfrage nach Dollar ermöglicht haben, die den USA ihre defizitäre Wirtschaftspolitik erlaubt, modernste Waffe ohne jede Ausnahme geliefert.
Die Herrscher in Arabien haben damit zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Sie haben einerseits ihren Bevölkerungen einen so großen Wohlstand ermöglicht, dass die nicht auf die Idee gekommen sind, gegen die diktatorisch herrschenden Familien aufzubegehren. Andererseits haben sie den Herrscherfamilien die Waffen geliefert, die im Falle von Aufständen für Ruhe gesorgt hätten.
Der Deal mit den USA war nie eine Liebesbeziehung, es war eine pragmatische Beziehung, die den Herrschern Wohlstand und Macht nach innen und außen gesichert hat.
Die schleichende Wende
Die Verhältnisse in der Welt haben sich schleichend geändert. Die wirtschaftliche Dominanz der USA ist Geschichte, für viele Länder ist China längst der wichtigere Wirtschaftspartner. Und China hat den USA gegenüber einen entscheidenden Vorteil: Wenn die USA mit jemandem Wirtschaftsbeziehungen aufbauen, wollen sie immer auch politischen Einfluss nehmen. Gerade in Ländern Asiens und Afrikas und islamischen Ländern wurde das nur aus Alternativlosigkeit zähneknirschend zugelassen, denn die Arroganz, mit der die USA diese Länder, ihre Kulturen und Religionen behandeln, hat niemandem gefallen.
China hingegen interessiert sich nicht für die Politik in anderen Ländern, China geht es nur ums Geschäft, und China will niemandem seine „Werte“ aufzwingen, die für viele Länder nicht nur fremd, sondern – siehe zum Beispiel LBGT – einfach nur abstoßend sind.
Im Spiegel ist dazu schon am 28. März ein Interview mit einem saudischen Politikwissenschaftler erschienen, das schonungslos aufgezeigt hat, wie man in Regierungskreisen der arabischen Länder über die USA und ihre Politik denkt. Schauen wir uns die Kernaussagen einmal an.
Die arabische Sicht
Zur russischen Intervention, bei der der Westen vom ersten Tag an vergeblich versucht hat, die Araber auf seine Seite zu ziehen, sagte er (Hervorhebung wie im Original):
„Saudi-Arabien hat vom ersten Tag an die Einstellung der Gewalt gefordert und die Rückkehr an den Verhandlungstisch. Aber Riad teilt nicht die Position einiger westlicher Hauptstädte, die meinen, Saudi-Arabien müsse Teil dieses Konflikts sein, und zwar auf der Seite des Westens: Riad ist nicht Teil dieses Konflikts und will nicht Teil dieses Konflikts werden.“
Über den Westen und seine neokoloniale Expansionspolitik, die auch Putin gerade sehr deutlich angeprangert hat, sagte er:
„Derselbe Westen, der die israelische Besatzung Palästinas akzeptiert, empört sich jetzt über die russische Besetzung ukrainischer Städte. Beides sollte verurteilt werden, wird es aber nicht, weil verborgen unter der dünnen Fassade des Diskurses von Menschenrechten und Demokratie das koloniale Erbe des Westens liegt, wie der Neokolonialismus, der kapitalistische Expansionismus.“
Dass Saudi-Arabien den Forderungen des Westens, seine Ölförderung zu erhöhen, nicht nachkommen würde, war damals auch schon absehbar, denn die Saudis stellten ihre eigene wirtschaftliche Situation plötzlich über die Forderungen der USA:
Naher Osten
Die USA haben ihren Einfluss auf arabische Länder weitgehend verloren
Der Besuch von US-Präsident Biden hat gezeigt, dass die USA ihre Vormachtstellung im Nahen Osten verloren haben. Warum das so ist und was das bedeutet.
Die Vormachtstellung der USA im Nahen Osten schien in Stein gemeißelt, seit die USA in den 1970er Jahren mit Saudi-Arabien den Petrodollar ins Leben gerufen haben. In den 1990er Jahren haben sich die USA nach dem Irakkrieg auch militärisch dort festgesetzt und riesige Militärstützpunkte in der Region aufgebaut, die ihre Macht weiter gefestigt haben. Lange ging ohne die USA nichts in der Region. Nun scheint das Vergangenheit zu sein.
Die ungeliebten Gäste
Die Hegemonie der USA war in der Region nie sonderlich beliebt. Das hat viele Gründe. Da wäre zum Beispiel die bedingungslose Unterstützung der USA für Israel, das aus Sicht der Araber die islamischen Brüder, die Palästinenser, blutig und brutal unterdrückt.
Auch war es in der arabischen Bevölkerung mehr als unbeliebt, dass „die Ungläubigen“ mit ihrer Anwesenheit das „heilige Land“ Saudi-Arabien mit seinen vielen für den Islam heiligen Stätten „entehren“. Hinzu kommt die Arroganz der USA, aller Welt ihre Politik und ihre „Werte“ aufzuzwingen, von denen viele mit den Islam, wie er in den Ländern gelebt wird, unvereinbar sind.
Dass man sich trotzdem auf die USA als Partner eingelassen hat, hatte rein pragmatisch Gründe. Die USA boten den arabischen Ländern Schutz vor dem aufstrebenden Iran, der eine Machtstellung in der Region fordert. Die USA haben im Tausch dafür, dass die Länder ihr Öl nur in Dollar gehandelt und so die gigantische Nachfrage nach Dollar ermöglicht haben, die den USA ihre defizitäre Wirtschaftspolitik erlaubt, modernste Waffe ohne jede Ausnahme geliefert.
Die Herrscher in Arabien haben damit zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Sie haben einerseits ihren Bevölkerungen einen so großen Wohlstand ermöglicht, dass die nicht auf die Idee gekommen sind, gegen die diktatorisch herrschenden Familien aufzubegehren. Andererseits haben sie den Herrscherfamilien die Waffen geliefert, die im Falle von Aufständen für Ruhe gesorgt hätten.
Der Deal mit den USA war nie eine Liebesbeziehung, es war eine pragmatische Beziehung, die den Herrschern Wohlstand und Macht nach innen und außen gesichert hat.
Die schleichende Wende
Die Verhältnisse in der Welt haben sich schleichend geändert. Die wirtschaftliche Dominanz der USA ist Geschichte, für viele Länder ist China längst der wichtigere Wirtschaftspartner. Und China hat den USA gegenüber einen entscheidenden Vorteil: Wenn die USA mit jemandem Wirtschaftsbeziehungen aufbauen, wollen sie immer auch politischen Einfluss nehmen. Gerade in Ländern Asiens und Afrikas und islamischen Ländern wurde das nur aus Alternativlosigkeit zähneknirschend zugelassen, denn die Arroganz, mit der die USA diese Länder, ihre Kulturen und Religionen behandeln, hat niemandem gefallen.
China hingegen interessiert sich nicht für die Politik in anderen Ländern, China geht es nur ums Geschäft, und China will niemandem seine „Werte“ aufzwingen, die für viele Länder nicht nur fremd, sondern – siehe zum Beispiel LBGT – einfach nur abstoßend sind.
Im Spiegel ist dazu schon am 28. März ein Interview mit einem saudischen Politikwissenschaftler erschienen, das schonungslos aufgezeigt hat, wie man in Regierungskreisen der arabischen Länder über die USA und ihre Politik denkt. Schauen wir uns die Kernaussagen einmal an.
Die arabische Sicht
Zur russischen Intervention, bei der der Westen vom ersten Tag an vergeblich versucht hat, die Araber auf seine Seite zu ziehen, sagte er (Hervorhebung wie im Original):
„Saudi-Arabien hat vom ersten Tag an die Einstellung der Gewalt gefordert und die Rückkehr an den Verhandlungstisch. Aber Riad teilt nicht die Position einiger westlicher Hauptstädte, die meinen, Saudi-Arabien müsse Teil dieses Konflikts sein, und zwar auf der Seite des Westens: Riad ist nicht Teil dieses Konflikts und will nicht Teil dieses Konflikts werden.“
Über den Westen und seine neokoloniale Expansionspolitik, die auch Putin gerade sehr deutlich angeprangert hat, sagte er:
„Derselbe Westen, der die israelische Besatzung Palästinas akzeptiert, empört sich jetzt über die russische Besetzung ukrainischer Städte. Beides sollte verurteilt werden, wird es aber nicht, weil verborgen unter der dünnen Fassade des Diskurses von Menschenrechten und Demokratie das koloniale Erbe des Westens liegt, wie der Neokolonialismus, der kapitalistische Expansionismus.“
Dass Saudi-Arabien den Forderungen des Westens, seine Ölförderung zu erhöhen, nicht nachkommen würde, war damals auch schon absehbar, denn die Saudis stellten ihre eigene wirtschaftliche Situation plötzlich über die Forderungen der USA:
https://www.anti-spiegel.ru/2022/die-usa-haben-ihren-einfluss-auf-arabische-laender-weitgehend-verloren/