Ignoranz und Arroganz sind Geschwister
Sehr schön konnte man beide beobachten in Person der Herren Christian Lindner und Sascha Lobo. Beide waren Teilnehmer am Talk von Anne Will am 30.10.2016.
Zu sehen sind die zwei in der Mitte (Lindner) sowie rechts (Lobo) im Bild. Links sitzt Prof. Manfred Spitzer, Psychiater und Hirnforscher. Seit 1998 ist er ärztlicher Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik in Ulm, als der er auch die Gesamtleitung des 2004 dort eröffneten Transferzentrums für Neurowissenschaften und Lernen (ZNL) innehat, das sich vor allem mit Neurodidaktik beschäftigt.
Ein Vorwurf
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Manfred Spitzer ist nur ein Vorwurf zu machen. Er kann seine gewaltige Kompetenz, seine riesige Erfahrung nicht sachgerecht in Performanz transferieren. Gerade dann nicht, wenn es am Nötigsten ist. Wenn nämlich arrogante und ignorante Schnösel mit nahezu Null Ahnung in der Sache versuchen, ihre unausgegorenen und nachweislich schädlichen Ideen in Bezug auf Kinder und Jugendliche dem Fernsehpublikum als der Weisheit letzter Schluss zu verkaufen. Das Fatale ist nur, dass die Folgen erst später, nämlich dann, wenn es zu spät ist, erkennbar werden. Wenn unsere Digital-Jungkonsumenten bei Prof. Spitzer und Kollegen in der Praxis auflaufen. Bis dahin gilt das Erziehungsmotto: Wobei jeder einigermaßen mit Kindern Vertraute weiß, dass, wenn es zu ruhig im Kinderzimmer wird, Unheil im Anmarsch ist, die Kleinen sicher etwas aushecken. Trotzdem: Ruhe ist erste Bürgerpflicht in Erziehungsdeutschland. Diese Ruhe schaffen digitale Medien in Kinder- und Jugendlichenhand. Deshalb verwundert es nicht, wenn schon Kleinkinder mit 12-14 Monaten über Smartphones streichen. Die Faszination ist offensichtlich und ungeheuerlich. Es geht nicht um die Frage, ob Digitalisierung Ja oder Nein. Selbstverständlich wird unsere Welt bis in die kleinsten und entferntesten Winkel immer mehr von der Digitalen Revolution bestimmt. Genauso wie z. B. Automobilität in unserer Welt unerlässlich ist. Doch, und dies wurde im Talk kurz angerissen, setzen wir unsere Kinder und Jugendlichen deshalb bereits mit 2, 3 oder auch 14, 15 Jahren hinter das Steuer eines Kfz? Selbstverständlich nicht. Weil sie sich und andere schädigen würden. Und auch Erwachsene müssen erst einen Führerschein machen, ehe sie in den Straßenverkehr gelassen werden. Dennoch: Zig-tausende Tote und ein Vielfaches davon an Schwerverletzten sind die Opfer des Straßenverkehrs weltweit. Jahr für Jahr. Was hat das mit den Gefahren von Computern und Smartphones für Jugendliche zu tun? Der Aspekt der hirnphysiologischen Zusammenhänge, die Verhinderung von Lernen durch ungeeignete Hirnreizung mittels digitaler Medien, all´ das ist erwiesen und bekannt. Dass es eben nicht ausreicht, zu wissen, wo was steht (Google), um Kompetenzen zu erwerben, brauche ich nicht erläutern. Ein Klavier im Haus macht noch lange keinen Konzertpianisten. Der CD-Player schon gar nicht. Eine gewaltige Bibliothek ist nutzlos, so in ihr nicht gearbeitet und Hirnschmalz produziert wird. Kurz und gut: Entwicklung – denken Sie dieses Wort bitte mal bildhaft – ist immer mit Arbeit, mit Mühe und in aller Regel auch Verzicht verbunden. Digitale Medien, so wie sie von Kindern und i. a. R. auch von Jugendlichen genutzt werden, suggerieren das Gegenteil. Mühelos gewähren sie „Erfolgserlebnisse“ in kurzer Abfolge. Hier liegt der Suchtfaktor. Jeder Wisch ein neues Bild, jeder Klick eine neue Information. Nur zu lang darf sie nicht sein. Merken muss ich mir sie nicht. Sie ist ja nur einen Wisch, einen Klick entfernt. Hinzu kommt, dass neben dem vorgetäuschten „Wissensgewinn“, Unmengen Zeit vergeudet werden. Zeit, die für reale, analoge Entwicklung fehlt. So hinken Kinder und Jugendliche sehr häufig in der seelisch-geistigen Entwicklung hinterher. Manche entwickeln sich gar nicht. Verhaltensstörungen und diverse psychosomatische Erkrankungen begleiten diese unglücklichen Menschlein von u.U. frühester Kindheit. Das Alles sehen Herr Lindner und Herr Lobo nicht. Ihr Einfühlungsvermögen in die Kinder- und Jugendlichenwelt ist auf das Äußere beschränkt. Die Freude am Wischen, das Vertieftsein, die geistige Verschmelzung von jungen Menschen mit Monitor und Kopfhörer. Das erkennen unsere Geschwister im Geiste. Und meinen es wäre gut, ja notwendig. ____________________________________________Selbstverständlich ist Digitalmedienkonsum für Kinder und Jugendliche schädlich.
Sind die Blagen ruhig, ist alles in Ordnung!
Nichts geht von alleine.
Ein großer Irrtum.