hieß der damalige Artikel. Schon damals wurde auf die erbarmungswürdige und hoffnungslose Situation der Frauen aufmerksam gemacht, die unter Zwang in der Antoniusstraße – im „Sträßchen“ – ihr Gewerbe verrichten müssen.
Eine Tagung, welche am 23.6.2016 in und mit der Katholischen Hochschule NRW Aachen und von SOLWODIveranstaltet wurde, brachte das ganze Drama von Menschenhandel, Zwangsprostitution und ihren unfreiwilligen Helfershelfern an´ s Licht der Öffentlichkeit.
Zunächst möchte ich wichtige Informationen zum Gewaltbegriffweitergeben, die Prof. Dr. Frieters-Reermann von der KatHO NRW den zahlreichen Anwesenden zur Kenntnis brachte. Er stellte ein modifiziertes Gewalt-Dreieck vor, welches der Soziologe und Mitbegründer der Friedensforschung Johan Galtung entwickelt hat.
Auszüge aus dem Referat von Prof. Frieters – Reermann können Sie lesen, wenn Sie auf das Dreieck klicken.
Nach den Einführungsvorträgen fand ein ´Podium` statt.
Ein Vertreter der Stadt Aachen, zuständig für Bauangelegenheiten,
gaben ihre Erfahrungen, Ansichten und Ideen wieder. Sie waren höchst aufschlussreich.
Der Vertreter der Stadt Aachen offenbarte, dass er die städtebauliche Lage, den Neubau des Laufhauses, noch nie unter dem Aspekt der Zwangsprostitution gesehen hat. Ihm ist überhaupt nicht klar, dass Aachen eine Hauptattraktion zur „Anwerbung“ von Frischfleich wird. Alles bestens, Sanitär ok., Räume sauber usw., und das Alles mitten in der alten Kaiserstadt. Da freut sich doch jeder hochkriminelle Schlepper und Menschenhändler. Bessere Werbung gibt es nicht.
Die Oberstaatsanwältin arbeitet seit 9 Jahren im Bereich „Zwangsprostitution“. Sie weiß alles, kann aber faktisch nichts machen. Die Gesetze, die Beweislage, die Frauen, auf die man nicht zuverlässig bauen kann. All´ das ist der Grund, weshalb sich die Menschenhändlermafia über unseren Rechtsstaat kaputtlacht. Auf die neue Topimmobilie in Aachen stoßen sie bereits jetzt an. Mit Schampus und wenn´ s passt mit Frauen. Denn eines ist der Oberstaatsanwältin klar. Nur mit freiwilligen Damen, solchen die ohne Zwang arbeiten, ließe sich das neue Laufhaus nicht bestücken, es wäre fast leer. Da müssten schon „Gezwungene“ her. Das letzte hat sie nicht gesagt. Verstanden hat es jeder. Zynismus pur.
Der Hauptkommissar der Polizei gab das gleiche Bild des Jammers ab wie seine Kollegin von der Staatsanwaltschaft. Vollkommen hilflos agieren die Gesetzeshüter. Unter ihren Augen gedeihen Gewalt und Schwerverbrechen. Wenn Freier randalieren ist man zur Stelle. Da werden die Luden unterstützt. Für die Frauen kann man nichts tun. Die haben Pech gehabt. Wenden sie sich an die Polizei, haben sie Aufenthaltsrecht bis zum Abschluss eines eventuellen Verfahrens. Dann werden sie abgeschoben. Man rate mal, wie viele Damen sich an die Gesetzeshüter wenden. Hoffnung setzt der Polizeibeamte in das neue Prostitutionsgesetz. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Aber sie stirbt. In diesem Bereich ganz bestimmt.
Frau Heiler von SOLWODI Aachen stellt die Lage plastisch dar. Man will einen Raum in der Antoniusstr. einrichten. Als Anlaufstelle. Damit die hauptsächlich nichtdeutschen Frauen ihr Herz ausschütten können. Und ggf. in ein Schutzhaus überführt werden. Denn sonst sieht es bitter aus. Der Lude ist überall. Kontrolle total. Die Arbeit von SOLWODI ist bewundernswert und mutig. Und doch ist sie ein Tropfen auf den heißen Stein. Nur ein Tropfen, aber ein wichtiger. Denn jede Frau, die aus dem größten Puff Europas (Deutschland) gerettet wird, ist ein Opfer weniger.
Insgesamt war es eine ernüchternde Veranstaltung.
Gegen hochkriminelle, massiv direkte Gewalt ausübende und gewissenlose Psychopathen ist mit den Methoden, wie sie in Deutschland üblich sind, absolut nicht beizukommen. Also bleibt es bei der Zementierung der bestehenden Gewaltstrukturen.
Kulturelle Gewalt übt z. B. die Stadt Aachen aus, die meint, weil der Puff immer schon in der Stadtmitte war, gehört er auch weiter dort hin. Man baut einen Luxuspuff.
Strukturelle Gewalt wird durch die frappante Hilflosigkeit der ´Staatsmacht` zementiert. Die Kriminellen können machen, was sie wollen. Mangels effizienter Grenzkontrollen, ist Deutschland für Verbrecher jeder Art offen wie ein Scheunentor. Jeder kann rein und raus. Wie er will und mit wem er will. Die Strukturen brauchen nicht mal groß verheimlicht werden. Risiko gleich Null. Deutsche Zuhälter haben im Bereich Zwangsprostitution kaum was zu sagen. Die haben längst vor den „richtigen Kerlen“ aus Osteuropa und anderswo den Schwanz eingezogen. Ich hoffe, das war jetzt nicht bereits ´rassistisch`.
Und dann gibt es da noch SOLWODI.
In Art der Heilsarmee – nur ohne Singen und Uniform – setzen sich diese Frauen für andere Frauen in Not ein. Sie riskieren viel. Gesundheit, seelische Gesundheit, Gefahr für Leib und Leben.
Diese Menschen kämpfen gegen das personifizierte Böse.
Es ist bewundernswert, dass sie noch nicht kapituliert haben.
Wie es unser Staat bereits getan hat.
Ganz hohe Anerkennung.
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